Wenn man aus dem Dutzend an Tipps aus dem letzten Beitrag den wichtigsten und in Ernährungskreisen derzeit meist diskutierten herausfiltern würde, dann wäre es #2.
Reduziere Milchprodukte, Zucker und Weizen auf ein Minimum.
Ein Minimum, das klingt nach Verzicht von Gewohntem, immer schon dagewesenem. Natürlich waren diese Grundnahrungsmittel schon immer ein wichtiger Bestandteil unseres täglichen Essgenusses und haben unzählige Generationen vor uns genährt. Doch die Menge, die wir heute davon zu uns nehmen, hat sich so gigantisch vervielfacht bei dramatischer Verminderung der Qualität, dass das nicht ohne Folgen bleibt. Wer von diesen 3 Nahrungsmitteln die Menge und Qualität, die früher üblich war, zu sich nimmt, kann sich hier ausklinken… ;-).
Milch
neben der Espressomaschine in jedem Büro, unverzichtbar. Macht schönen Schaum für den Cappucino oder Macchiato. Aber nur die H-Milch. Dass das Wort Milch bei diesem Produkt auf der Packung stehen darf ist ein Witz für sich. Könnte bei Foodwatch in den Anwärterkreis für den Goldenen Windbeutel kommen, der Preis für die dreisteste Werbelüge der Lebensmittelindustrie.
Echte, nährende Milch gibts nur (noch) direkt aus der Kuh, beim Bauern in der Nachbarschaft, für Städter als Rohmilch oder Demetermilch im Bioladen. Der Rest ist Zusammengepanschtes von Tausenden von Kühen, die nicht sonderlich artgerecht leben und fressen.
150 ml guter Milch pro Tag wirken wie „Nektar“ im ayurvedischen Kontext. Mehr davon wirkt kontraproduktiv. Die viele Sahne und der ganze Käse, sehr beliebt bei vegetarischen Gerichten, ist zu schwer verdaulich für unseren bewegungsarmen Lebensstil. Zumal die Qualität der „normalen“ Milchprodukte aus dem Supermarkt sehr minderwertig ist.
Alternative: Hochwertige Milch und Milchprodukte in Bioqualität und kleinen Mengen dürften für die meisten Menschen kein Problem darstellen. Eine leichte und würzige Käsesorte liefert z.B. Ziegenfrischkäse. Der Gesundheitswert ergibt sich durch die Bewegungsfreude der Ziege, liegt aber auch daran, dass sie nur ausgesuchte Kräuter frisst. Für Schafmilchprodukte gilt das übrigens nicht. Mehr Infos zu Milch gibt es hier.
Zucker
Titelseite der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 27.7.2014: „Diabetes wird Volkskrankheit“. Wer hätte das gedacht? :-). Nicht nur in Amerika, auch bei uns: Übergewicht wo man hinschaut. Der Untertitel zu dieser Schlagzeite lautet übrigens: „Politiker wollen jetzt unsere Lebensweise ändern“… Bewahre uns Gott ;-). Besser wäre es, diesen Film anzusehen, der September auf DVD und Bluray erscheint: FEDUP
Zucker ist überall drin, wo man auf Fett als Geschmacksverstärker verzichtet. Weil man glaubt, dass Fett dick macht. Das stimmt natürlich für alle schlechten Fette und Öle. Nicht jedoch für hochwertige, kaltgepresste Öle und Ghee (Butterschmalz).
Zucker ist in fast allen Fertiggerichten aus dem Supermarkt und auch aus dem Bioladen drin. Und vom Gourmetkoch bis zum Foodrezepte-Blogger scheint keiner ohne Zucker im Gemüse auszukommen. Oder ohne Honig und Agavendicksaft überm Ofengemüse. Zum Karamellisieren, das klingt gut und lecker. Aber Sternekochs werden eben für Geschmack und Genuß und nicht für die Gesundheit gerühmt. Muss ich eine Rote Bete, die von Natur aus süß ist, noch mit zusätzlichem Honig aufpeppen? ;-).
Man möge sich übrigens auch mal den Zuckergehalt in vielen veganen Rezepten ansehen… 🙁 . Die Langzeitfolgen von Zucker, gepaart mit übermäßigem Soja- und Nussmus-Konsum, dazu Fakefleisch und -käse, kann man vorhersehen, werden aber in frühestens einem Jahrzehnt zu sehen/messen sein. Bis dahin glaubt einem das kein Mensch, zumindest kein Veganer der neuen Generation….
Alternative: Niemand muss zuckerfrei leben, aber „gute“ Zuckersorten (so roh wie möglich, z.B. Kokosblütenzucker, Jaggery, Mascobado etc.), alternative Süßmittel (Birkenzucker oder Stevia), die vorsichtige Dosierung und der Verzicht auf die Prise hier und dort würde schon helfen. Geschmack kann man auch über Röstaromen und Gewürze in vegetarische/vegane Gemüsegerichte bringen. Ausgiebige Infos zu Zucker gibt es hier und hier.
Weizen
Bis vor gefühlt 15 Jahren gab es belegte Brote beim Metzger, mit Auflagen wie Butter und Schnittlauch, Schmalz, Käse oder Leberwurst. Nicht mega lecker und deshalb auch nicht der Verkaufsschlager. Alternativ gabs noch die Leberkäs- oder Schnitzelsemmel. Auch nicht jedermanns Sache. Dann folgten im rasanten Tempo die Sandwich/Wrap-Theken und Minishops, in den Innenstädten der Metropolen gefühlt alle 50 Meter. Das meiste aus billigem Weißbrot oder Weißmehl-Fladen. Mit mehr oder weniger kreativen Auflagen und schmackhaften Dips oder Mayonaisen (Zucker, Salz, Aromen usw.). Schnelles Essen ohne Braten, grillen und warmhalten. Schmeckt gut und ist jederzeit verfügbar. Scheint gesünder wegen der vielen Salatblätter und man muss nicht in das ungeliebte Restaurant mit dem gelbem M gehen. Mittagessen für Millionen, die nicht mehr länger als 30 Minuten Pause machen dürfen (man könnte auch hier ansetzen 😉 ).
Doch das Problem: Weizen hat äußerst unerwünschte Nebenwirkungen. Darmprobleme und Autoimmunkrankheiten sind diejenigen, die man am ehesten kennt. Es gibt umfassende Studien und Literatur dazu. Eine super Dokumentation dazu hat der von mir sehr geschätzte Prof. Harald Lesch in seiner ZDF-Sendung Leschs Kosmos geliefert, (leider nicht mehr in der Mediathek). Besser konnte man es nicht in Wort und Bild erklären. Unterm Strich: Der heutige Weizen (auch Bio) ist so verzüchtet, dass er viel zu viel des Klebereiweißes Gluten (50% mehr als früher) und ATI (Amylase-Trypsin-Inhibitoren) enthält, das nicht mehr verdaut werden kann und so im Darm Entzündungen auslöst. Nicht nur bei den 1-2% Zöliakiepatienten, Risikogruppe sind wir alle. Nur die Industrie, der Bauer, der Bäcker sind glücklich. Hohe Ernten, fluffiges Brot. Leider für uns nicht mehr geniessbar. Wer das Problem als gspinnerte Ernährungshysterie abtut, liegt hier falsch. Muss gestehen, dass ich auch lange Zeit indifferent war, bis ich im letzten halben Jahr das Thema in alle Richtungen recherchiert habe incl. 3-monatigen Selbstversuchs mit glutenfreier Ernähung. Über diese Erfahrung schreibe ich im nächsten Beitrag.
Alternative: Backwaren, Pasta, Frühstücksflocken und Beilagen aus glutenarmem, hochwertigem Biogetreide (z.B. Kamut, Dinkel, Roggen) oder glutenfreien Sorten wie Buchweizen, Quinoa, Hirse, Amaranth, Mais, glutenfreien Haferflocken, die Vielfalt ist riesig!
Also, rauf auf die Bremse bei Milch, Zucker und Weizen! Wer bis jetzt viel davon verwendet, wird beim Verzicht in relativ kurzer Zeit einen veränderten Energielevel spüren. :-). Wie so oft gilt: Die Dosis macht das Gift…
Beitragsfoto von Toa Heftiba auf Unsplash