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Der „wilde Westen“ der Foodszene

Nahrungsergänzung

Beim Recherchieren über die Anpassungs-Möglichkeiten der ayurvedischen Theorien in unsere moderne Welt öffnen sich immer wieder neue Sichtweisen auf Lebensmittel, Essverhalten, Nahrungsergänzung, Landwirtschaft, Krankheit, Energie, Genuß, Nachhaltigkeit, Gesundheit und vieles mehr.

Die „neuesten“ Erkenntnisse decken sich dabei oft genug mit den traditionellen Heilslehren von Ayurveda und TCM, die tausende Jahre alt sind. Doch in unserem kleinen globalisierten Universum ergeben sich heute völlig neue Möglichkeiten, dieses Ernährungswissen aus anderen Kulturen in die eigene Nahrungswelt einzubauen. Wir können uns glücklich schätzen, dass es heute Shitake Pilze, Ingwer, Umeboshipaste, Genmai Su, Chiasamen, Sharkara, Granatäpfel, Tahini und so vieles mehr im Bioladen um die Ecke gibt. Diese Delikatessen ermöglichen uns das Abenteuer neuer Aromen, Texturen und exotisch feiner Gerichte. Sehr hilfreich auf dem Weg, die faden und toten Fertiggerichte der Lebensmittelindustrie langsam von unserem Teller zu verbannen.

Der wilde Markt der bewußten Ernährung

Entdeckt habe ich auf dem Weg die Passion der Amerikaner für Onlinekonferenzen zum Thema Ernährung, in die man sich einloggen und den Experten lauschen kann. Und verrückt wie die Amerikaner eben sind, ist das oft ein kunterbunter Mix aus Theorien, bei denen so mancher Presenter seine eigene für die einzig richtige hält und die sich hübsch widersprechen. Es hat mich so an die Yogaszene erinnert… ;-).

Die Ernährungswissenschaft ist eine junge Disziplin, Michael Pollan, ein großartiger Food-Journalist, vergleicht sie mit dem Stand der Chirurgie des 16. Jahrhunderts. Sie ist keine exakte Wissenschaft, erfunden von 50 Männern mit weißen Roben und langen Bärten, in Einigkeit mit den Köpfen nickend über die universellen Ernährungsregeln, die jeder auf diesem Planeten befolgen sollte.  Theorien der letzten 2-3 Jahrzehnte kamen und gingen so schnell, wie unser Leben sich beschleunigt hat. Was bleibt ist oft das traditionelle unserer Eltern, Großeltern, Vorfahren.
Auch die Rishis, auf die die traditionellen Ayurvedatexte zurückgehen, haben bei all ihren Empfehlungen immer wieder betont, dass diese einen Rahmen darstellen, innerhalb dessen man seine Ernährung individuell anpasst.

Gut ist, dass der Nahrungsergänzungs-Wahn der Amerikaner bei uns noch nicht Fuß fassen konnte. So gibt es Experten, die nur 4 Stunden schlafen, sich von grünen Smoothies und Rohkost ernähren und dafür täglich an die 10-15 Fläschen mit Tinkturen, Pulvern, Ölen und Extrakten konsumieren. Ein Riesenbusiness. Und weil viele dieser neuen Nahrungsmittel-Theorien durcheinandergehen und der Konsument nach dem ultimativen Kick oder Pülverchen für ewiges Leben sucht, bezeichnen die gemäßigten Ernährungsexperten das ganze als „nutrition wild west“.

Mir sind die unwilden östlichen Theorien vertrauter, denn mein Anliegen ist es eher, die Möglichkeiten einer natürlichen Ernährung aufzuzeigen, mit Zutaten vom Markt, aus dem Garten, von der Wiese. Und die Freude am Selberkochen zu wecken, und wenn es nur 5 Gerichte sind, die jemand beherrscht und in kurzer Zeit aus dem Ärmel schütteln kann. Das reicht, denn übers Jahr werden durch die saisonal wechselnden Gemüse 20-30 Gerichte daraus.

Unser Ernährungsleben wird bunter, vegane Ernährung, die Rawfood-Szene, Mülltaucher uvm. sind eine große Berreicherung, die Szene etabliert sich mit eigenen Restaurants und Spots in jeder Großstadt. Und bekanntere Köche, die eher für Fleischklöpse bekannt waren, legen vegetarische Kochbücher auf. Ein vielversprechender Weg.

Und dann ist da auch noch der Esser

Die Nahrungsmittel alleine und gute Tipps, was man wann essen sollte und was nicht, sind nur das halbe Wissen. Genauso wichtig ist der Esser, seine Lebenseinstellung, Emotionen, Entspannungsfähigkeit, Genußfähigkeit und vieles mehr, was unsere Persönlichkeit ausmacht. Verdauungskraft wird nicht nur gefördert durch qualitativ hochwertige Lebensmittel und die ideale Kombination, sondern auch durch emotionale Faktoren, die Umwelt und nicht zuletzt durch das „Genuß-Vitamin“, das den Franzosen in den Genen liegt und die Amerikaner neidisch vom Phänomen „the french paradox“ sprechen läßt. Die Amerikaner verstehen nicht, warum Franzosen trotz öligen Mahlzeiten, reichhaltigen Käseplatten und späten Essenszeiten nicht dick werden wie sie. Und übersehen dabei die Qualität der Nahrungsmittel, die Menge und eben den Genuß.

Ich kenne Menschen, die sich sehr bewußt ernähren und trotzdem nicht gesund und glücklich wirken. Und solche, die eine instabile Gesundheit haben und jeden Arzt ins Staunen versetzen, weil sie aufgrund ihrer guten Ernährung keine erwartbaren Symptome zeigen.
Und es gibt Menschen, die alles essen und geniessen ungeachtet des Gesundheitswertes und „trotzdem“ voller Energie sind. Es wirken also offensichtlich noch andere Faktoren auf die Verträglichkeit der Nahrung ein. Jeder ist einzigartig und somit sein eigener bestmöglicher Experte für Gesundheit und Energie. Und wenns mal hakt mit dem Wohlbefinden, sollen die bisherigen Tipps und die noch folgen werden nichts als Anregung sein, die eigenen Potenziale zu nutzen.

Beitragsfoto von Angel Sinigersky auf Unsplash

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