Fasten klingt für die meisten Menschen erst mal wenig attraktiv. So nach Wasser und Weißbrot. Oder dünnen Suppen. Der eine assoziiert damit immerhin Juicefasting mit vielen bunten Säften, ein anderer das Konzept: 1 Tag fasten – 1 Tag essen was man will. Auf jeden Fall klingt es nach einem oder mehreren anstrengenden Tagen mit viel Verzicht und der Angst vor bösen Hungerattacken.
Heute möchte ich deshalb eine Form des Ein-Tages-Fastens vorstellen, die sehr easy im Alltag integrierbar ist ohne große Änderung der Tagesroutinen bei der Arbeit oder mit der Familie und ohne gefühlten Heißhunger auf Schokolade oder Pommes.
Obst- und Gemüsefasten
Bei diesem Fasten sind 2 Mahlzeiten innerhalb von 24 Stunden vorgesehen. Die letzte Mahlzeit am Vorabend sollte leicht sein. Am Fastentag selbst isst man so lange nichts, bis der Körper Anzeichen von Müdigkeit zeigt, meistens ist das zwischen 13 und 15 Uhr der Fall. Ein Teller mit frischem Obst (ideal sind Bananen und/oder saisonales und regionales Obst) ist dann die erste Mahlzeit.
Beim zweiten Hunger am späten Nachmittag oder frühen Abend bereitet man sich eine Portion gedämpftes oder gedünstetes Gemüse zu und verfeinert es mit etwas Ghee (für Veganer Olivenöl) und wenig Gewürzen.
Wer möchte, kann an diesem Tag kleine Mengen von Nüssen und gelegentlich Pseudogetreide wie Buchweizen, Quinoa, Amaranth verwenden.
Während des Tages trinkt man gekochtes Wasser und Kräutertees.
Lebensmittel, die man vermeidet sind Getreide, Hülsenfrüchte, Bohnen, Erbsen, die Nachtschattengewächse Tomaten, Paprika, Auberginen, Blattgemüse, Fleisch und Fisch, Zucker und Süßigkeiten, Softdrinks und Alkohol.
Situationen, die man besser vermeidet ist das Schlendern über Virktualienmarkt oder Naschmarkt und andere verführerische Feinkostmeilen und das Treffen mit den besten Freunden legt man evtl. auch auf einen anderen Zeitraum. Zumal diese Tage sowieso eher zur Introspektive oder zum Meditieren einladen … ;-).
Am Morgen nach dem Fasten trinkt man heißes Wasser mit etwas Zitronensaft und Honig und genießt ein leichtes Frühstück, wenn man den ersten Morgenhunger spürt.
Der wichtigste Aspekt ist, dass man seinen normalen Konsum einschränkt und sehr einfache Mahlzeiten zubereitet. Das Ein-Tages-Fasten wird in vielen Kulturkreisen in unterschiedlichsten Varianten beschrieben, aber es gibt keinen Grund, über viele kleine Regeln nachzugrübeln, der Tag sollte einfach und unkompliziert sein. Es geht auch nicht um den zwanghaften Verzicht auf Essen sondern um den bewussten Prozess der Entlastung des Systems und der Entscheidung für das gelegentliche Ausbrechen aus der gewohnten Routine und Komfortzone. Die Auswahl und Zubereitung der Lebensmittel ist daher eine sehr individuelle Angelegenheit.
Wenn man nach einiger Zeit mit dieser Methode gut vertraut ist, dann kann man auch zu einer einzigen Mahlzeit in 24 Stunden übergehen oder letztendlich zum kompletten Fasten für 24 Stunden.
Geeignete Fastentage
Idealerweise wählt man die Fastentage in einem regelmäßigen Rhythmus, ein- oder zweimal pro Monat oder pro Woche, wie man das gerne möchte. Ich kenne einige Menschen, die sich den Voll- und/oder Neumond ausgesucht haben, letztendlich ist es aber nur entscheidend, dass man einen für sich stimmigen Zyklus adaptiert.
In Indien, wo Fastentage zur Routine gehören, werden diese an den Mond gekoppelt und so fastet man an bestimmten Tagen des Mondzyklus, wie z.B. das Ekadashi-Fasten, das an jedem 11. Tag nach Voll- oder Neumond durchgeführt wird. Diesen Tagen wird neben den körperlich förderlichen Eigenschaften eine zusätzliche Energie zugeschrieben, die die geistige und spirituelle Entwicklung fördert. Im Internet findet man Kalender mit Infos zu den Fastentagen und Zeitfenster, wann man das Fasten am nächsten Morgen beendet. Während der traditionellen indischen Fastentage werden alternativ auch Buchweizen, Amaranth oder Tapioka (Sago) verwendet. Man findet je nach religiöser Gemeinschaft und Region verschiedene Versionen der Fastenspeisen.
Persönlich habe ich mich für diese Variante entschieden. Ein paar Powerfrauen in Indien haben mich dazu inspiriert, es gibt einen Kalender im Internet, der mir die jeweils relevanten Tage anzeigt, und ich bin ein Fan von Guidelines und Strukturen… ;-).
Der nächste Ekadashi-Tag findet sich in diesem Kalender
Die Wirkung des Ein-Tages-Fastens
Auch wenn es paradox klingt, kann Fasten dem Körper einen unerwarteten Energieschub ermöglichen. Man fühlt sich leichter, nebenbei wird man ruhiger, langsamer und klarer im Kopf. Wie nach einem guten Schlaf, der uns jede Nacht ausruhen und regenerieren lässt. Da unsere Organe eher „schlaflos“ arbeiten, ermöglicht das Fasten ihnen eine wohlverdiente Entlastung als Gegenpol zu einem allgegenwärtigen Overload, den wir nicht nur durch unsere digitale Welt sondern auch durch das überreiche Essensangebot erfahren. Fasten nährt außerdem alle Gewebe und reduziert Entzündungen, es harmonisiert letztendlich auf allen Ebenen.
Geplantes und bewusstes Fasten ist auch deshalb eine kraftvolle Methode der Reinigung und Regeneration, weil das Gehirn an diesem Tag die Verdauungs- und Hormonsysteme positiv stimuliert und reguliert und damit die Wirkung des Fastens erst ermöglicht. Im Gegensatz dazu steht das einfache Auslassen einer Mahlzeit aufgrund eines vollen Terminkalenders oder weil der Stress den Hunger unterdrückt. Bei dieser Art des „Stressfastens“ wird das Hormonsystem eher überreizt, der Geist bleibt in der Unruhe und von Entlastung und Detox ist man weit entfernt.
Regelmäßiges Fasten für einen oder 2 Tage im Monat (oder in der Woche) lehrt auf der mentalen Ebene Selbst-Management und Disziplin. Dies kann dazu beitragen, ungesunde Gewohnheiten oder Abhängigkeiten loszuwerden und positive Gewohnheiten aufzubauen. Und es macht einen sehr wachen und zufriedenen Geist.
Titelbild: nora wendel – the photo forest
Dieser Beitrag hat 3 Kommentare
Liebe Daniela,
sehr interessant. Ich hätte eine Frage, was hältst du von dem Verzehr Bananen in Europa? Werden Bananen begasst? Und wenn ja, hat das eine unerwünschte Wirkung? Danke schön,
Beste Grüsse,
Maria Eugenia Velasco
Liebe Maria,
in diesem link findest du Infos zu deiner Frage: http://www.oeko-fair.de/clever-konsumieren/essen-trinken/bananen/handel-und-vermarktung/die-bananen-vermarktung-in-deutschland/die-bananen-vermarktung-in-deutschland2
Zum begasen wird dieses Vorgehen beschrieben: … „Dabei nutzen die Reifemeister zwei Instrumente: Die Temperatur und das Reifegas Ethylen (Äthylen). Dieses natürliche Gas funktioniert in den Pflanzen wie ein Hormon. Es wird von den Früchten im Verlauf der Reife abgegeben. Ist es in der Umgebungsluft, regt es die Früchte zusätzlich zur Reife an. Ein einzelner reifer Apfel in einer Schale grüner Bananen, kann so auch in der heimischen Küche ihre Nachreife stimulieren“.
Wenn man importierte Bananen mit reifen Bananen im Ursprungsland oder in tropischen Regionen vergleicht, sind letztere meiner Meinung nach um einiges aromatischer. Die importierten Bananen werden ja noch unreif gepfückt, dadurch kann die natürliche Reife durch die Sonne nicht vollständig stattfinden. Das ist der Kompromiss, den wir eingehen , wenn wir Bananen essen möchten.
Bei Bananen kaufe ich ausschließlich Bioware.
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