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Die Milch macht’s… oder?

Milch

Viele Jahrzehnte hat sich dieser Werbespruch in unser Gedächtnis geprägt und die passende Milchkanne habe ich in einem wunderbaren onlineshop entdeckt.milchkrug

Doch was ist heute los mit der Milch? Sie soll krank machen, Allergien auslösen, scheint ganz und gar nicht geeignet für uns, weil wir keine Kälber sind und so weiter und so fort… Viel Aufregung also um ein Nahrungsmittel, mit dem wir alle ganz selbstverständlich aufgewachsen sind.

Im Zuge der veganen Welle überschlagen sich die widersprüchlichsten Meldungen. Wenn man dabei so manche Publikationen liest, könnte man glauben, dass jeder Milchtrinker hochgradig krebsgefährdet ist. Da frag ich mich allerdings, wie die indische Bevölkerung relativ krebsfrei so zahlreich werden konnte, obwohl sie täglich Milch trinken (ohne Chai geht in Indien nichts).

 

Ayurveda und Milch

In den ayurvedischen Schriften ist die Beschreibung von Milch umfangreich und eindeutig. Milch ist eine sattvische (reine und naturnahe) Substanz, die wie Nektar auf den Menschen wirkt. Nicht nur wegen der heiligen Kuh ;-).

Folgende Eigenschaften werden der Milch u.a. zugeschrieben: sie ist außerordentlich nährend, befeuchtend, schleimig, schwer, baut gesundes Gewebe auf, wirkt aphrodisierend und kühlend. Besonders Kuhmilch wirkt belebend, verjüngend, lebensverlängernd, ist gut für geschwächte Menschen, fördert die Intelligenz, gibt Kraft, vertreibt Müdigkeit und Schwäche, wirkt positiv bei Asthma, Husten, Vergiftungserscheinungen, einem Übermaß an Hunger und Durst und bestimmte Fiebererkrankungen.

Milch gibt sofort Kraft und Energie zurück, wenn man durch körperliche Anstrengung, langes Laufen, Sex, viel Sprechen (Lehrer) oder Sport müde geworden ist.

Der Ziegenmilch kommt nach der Kuhmilch eine besondere Bedeutung zu. Sie ähnelt der Muttermilch am meisten und wird oft verwendet, wenn aus best. Gründen keine oder zuwenig Muttermilch vorhanden ist.

Milch wird somit als wichtiges Nahrungsmittel für gesunde Menschen angesehen und sollte idealerweise von allen konsumiert werden. Wenn eine Person allergisch auf Milch reagiert (Blähungen, Verdauungsstörungen, Bauchschmerzen) wird versucht, das Verdauungssystem soweit wieder herzustellen, dass der Milchkonsum keine Beschwerden verursacht. Wissenschaftler sind sich noch uneinig, wieviele Menschen tatsächlich genetisch laktoseinolerant sind und wieviele erst seit kurzer Zeit.

 

Ojas – die Wunderessenz

Ojas sind die Endprodukte einer perfekten Verdauung. Sie stehen für pure Lebensenergie, gesunde Ausstrahlung, ein starkes Immunsystem und als Resultat davon auch für geistige Gesundheit und Lebensfreude. Menschen, die gut aussehen und eine positive Lebenseinstellung haben, besitzen im ayurvedischen Sinne viel Ojas.

Milch ist eines der besten Lebensmittel, um Ojas im Körper zu fördern, denn beide Substanzen sind sich sehr ähnlich.

 

Welche Milch hat diese Eigenschaften?

Die spannende Frage! Denn alle wunderbaren Eigenschaften der Milch betreffen die frische Milch, direkt aus dem Euter, völlig unbehandelt, von Kühen, die auf der Weide grasen und die Sonne sehen und im Winter Heu verfüttert bekommen. Kühe, die in der Sonne sind, speichern Vitamin D, das über die Milch zu uns kommt. Diese Milch ist auch leichter als Milch von Kühen, die immer unter einem Dach stehen.

 

Die Qualität der Milch hat sich bei uns (wie auch in Indien) um einiges verschlechtert in den letzen Jahrzehnten. Ayurvedaärzte sehen hier einen Grund dafür, dass die Milch nicht mehr immer die o.g. positiven Eigenschaften im Menschen hervorrufen kann. Besonders die reduzierte Immunkraft bei Kindern wird einer minderwertigen Milch zugeschrieben, ebenso wie div. Allergien, allen voran die Lactose-Intoleranz. Für mich macht es großen Sinn, dass das Verdauungssystem die minderwertige Milch in Form von Beschwerden ablehnt, es spricht für die Eigenintelligenz des Körpers.

Unethisches Verhalten in der Milchwirtschaft (keine Bewegungsfreiheit, Turbozüchtung, nicht artgerechtes Kraftfutter, Verwendung von Antibiotika und Hormonen, kurze Lebenszeit der Tiere usw.) führt zu verminderter Milchqualität, keine Frage. Für Ayurvedaärzte ist es auch ein Unding, dass Kälber von den Muttertieren getrennt werden, um die Milch anderweitig zu verwerten. Eine ethisch gute Milch darf erst für Menschen zugänglich sein, wenn das Kalb seinen Anteil bekommen hat.

Ein weiteres Problem ist, dass die Milch nicht mehr „sortenrein“ ist. Man trinkt also nicht mehr die Milch einer Kuh oder eines Milchbetriebes, sondern ein Gemisch, das in Großmolkereien zu einem homogenisierten und pasteurisierten Cocktail aus unzähligen Kühen verschiedener Milchhöfe zusammengemischt wird. Dies ist ein Resultat der modernen Milchwirtschaft in Großbetrieben, denen sich auch ein Biobauer kaum entziehen kann. Diese Mischung birgt weiteres Potenzial für Unverträglichkeiten.

 

Diese Milch macht’s auf alle Fälle

Eine gute Milch kann man oft direkt beim Bio-Bauern beziehen. Diese Rohmilch ist eine unbehandelte, naturbelassene Milch mit vielen Vitaminen, die nicht erst pasteurisiert wird, um anschliessend in ein Tetrapack zu wandern. Die Kennzeichnung “Rohmilch, vor dem Verzehr abkochen” ist wegen eventuell enthaltener Krankheitserreger vorgeschrieben. Die Betriebe unterliegen strengen, hygienischen Anforderungen und werden regelmäßig überprüft. Da Rohmilch nicht erhitzt wird, muss sie innerhalb von 24 Stunden in den Verkauf gelangen und schnell verbraucht werden.

In einer Ayurvedaklinik in Indien habe ich öfters erlebt, dass Patienten mit vermuteter Laktoseintoleranz die frisch gemolkene Rohmilch der „Klinikkuh“ problemlos vertragen konnten.

In Österreich ist es auch den Bioläden erlaubt, Rohmilch zu verkaufen. In Deutschland bieten einige Bioläden und Bio-Supermärkte Vorzugsmilch an, hier ist die Rohmilch nicht erlaubt.

Flächendeckend gibt es in Deutschland zumindest die Demeter-Vollmilch, die bestmögliche Alternative zu Rohmilch. In Demeterhöfen haben Kühe genügend Auslauf, natürliches Futter und sie dürfen ihre Hörner behalten, die für die Verdauung und Milchqualität eine große Bedeutung haben.

Diese drei Milchsorten sind die bestmögliche Qualität, die man erwerben kann. Hat man keinen Zugang zu dieser guten Milch, ist die nächste Wahl eine normale, pasteurisierte Bio-Vollmilch aus dem Bioladen oder Supermarkt. Und es sollte nichts weniger wertvolles in unseren Kühlschrank geschweige denn in den Magen.

Gute Milch gibts übrigens nur, wenn der Bauer seinen fairen Anteil am Milchpreis hat. Unter 40 Cent ist das nicht möglich. Diese Milchsorten kosten in der Regel im Biosupermarkt 1,20-1,70 Euro der Liter. Keine Kosten, die man sich nicht leisten könnte.

 

Diese Milch braucht niemand

Jede Prozess-Stufe, die die Milch durchläuft, bewirkt eine Verminderung der Qualität. Und bereits nach der frischen, vollfetten Vollmilch wird es eigentlich uninteressant.

  • fettarme Milch – Nähr- und Geschmacksstoffe liegen im Fett-, nicht im Wasseranteil der Milch, d.h. ohne Fett ist die Milch keine Milch…
  • laktosefreie Milch – nährender wären pflanzliche Milchersatzprodukte
  • homogenisierte Milch – soll für viele Allergien verantwortlich sein. Experten sagen, durch das homogenisieren können die Enzyme die Milch nicht mehr „erkennen“ und verdauen sie deshalb nicht. Momentan der meistdiskutierte Ansatz bei der Erklärung von Milchproblematiken.
  • länger haltbare Vollmilch (ESL-Milch) – hat kaum noch Nährstoffe und darf nur dank geschickter sog. „Verbraucherschutzpolitik“ als Frischmilch –  länger haltbar deklariert werde.
  • H-Milch, der absolute Tiefpunkt. Schmeckt sehr gewöhnungsbedürftig und hat keine Nährstoffe mehr. Fehlt in keinem Büro neben dem Espresso-Automaten. Macht ja so schönen Schaum… Aber es ist nichts anderes als weißes, verschleimendes Wasser. Und wenns mal Bio-Milch war, tut der Verlust besonders weh…

Wozu diese ganzen Milchsorten sinnvoll sein sollen, weiß kein Mensch, jedoch die Milchindustrie 😉

 

Richtig Milchtrinken

Nicht nur die Grundsubstanz als solche hat Auswirkungen auf unsere Gesundheit, sondern auch die verschiedenen Zustände, in denen wir Milch konsumieren können:

  • Direkt nach dem Melken, also kuhwarm, wird die Milch als Nektar bezeichnet. Die Möglichkeit, eine solche Milch zu erhalten ist heutzutage sehr gering, es sei denn man hilft dem Bauern beim melken…
  • Einige Zeit nach dem Melken, gekühlt und ungekocht, wird die Milch schwer verdaulich. Kalte Milch sollte generell vermieden werden. Da sie eh sehr stark kühlt, würde sich die noch verstärken. Außerdem kommen einige Eigenschaften der Milch erst durch das Erwärmen zum Tragen.
  • Gekocht und warm getrunken ist die Milch sehr gut verdaulich. Gekocht und kalt getrunken ebenfalls, zusätzlich reduziert diese Milch Hitze im Körper (gut für hitzige Menschen oder im Sommer). Milch sollte nach dem Kochen gleich verzehrt werden.
  • Milch, die im Verhältnis 1:1, 1:2 oder 1:4 mit Wasser gemischt und gekocht wird, ist besonders leicht verdaulich, stärkt und erhöht die Ojas. Für die Inder ist dies ihr täglicher Chai.

 

Milch kann morgens, mittags und abends getrunken werden. Abends sollte jedoch ein zeitlicher Abstand von 2-3 Stunden zum Essen eingehalten werden. Oft wird Milch vor dem Zubett-Gehen empfohlen, manchmal mit Gewürzen oder Medizin kombiniert.

 

Kontraindikationen für Milch:

Trotz aller Vorteile hat die Milch einige Eigenschaften, die bei bestimmten Krankheitsbildern nicht förderlich sind. Dazu gehören: Fieberzustände, schwache Verdauung, Ama-Problematiken (zu viel Unverdautes im System), bestimmte Hautprobleme, Darmbeschwerden, erhöhtes Kapha (Schwere, Verschleimungen, Übergewicht etc.), Husten, Durchfall, Würmer und best. Herzerkrankungen.

Hier sollte man die Milch für eine Weile aussetzen.

 

Inkompatible Kombinationen mit Milch:

Diese Kombinationen sind ungünstig und führen im Körper sowohl zu sofortigen Reaktionen (z.B. Verdauungsprobleme, Hautprobleme) als auch zu Langzeitfolgen (Verschleimung, schwache Verdauungskraft, unreine Haut, Fieberkrankheiten, u.v.m.:

  • Milch in Verbindung mit Fisch, Fleisch, Blattgemüse, Eiern
  • Milch in Verbindung mit Salz
  • Milch in Verbindung mit Früchten (good bye Banana/Erdbeer/… Milchshake) und sauren Substanzen (Zitronen, Essig, Tomaten)
  • Milch und Joghurt

Die Gesamtproblematik der inkompatiblen Nahrungskombinationen stelle ich ausführlich in einem späteren post vor.

 

Zusammenfassung:

  • Nur die hochwertigste Milch trinken (Rohmilch, Demetermilch, Bio Vollmilch).
  • Milch mit Wasser verdünnen und vor dem Verzehr kochen.
  • Maximal 1-2 Tassen Milch am Tag sind ausreichend.
  • Milch, die weniger als 1 Euro/Liter (im Einzelhandel) kostet, meiden.
  • Inkompatible Kombinationen mit Milch meiden.

 

Das macht schön, ein langes Leben lang 🙂

Nächste Woche, nach einer Tasse Chai, kommen die Milchprodukte unter die Lupe…

chai

 

 

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Dieser Beitrag hat 8 Kommentare

  1. Mela

    Verstege ich das richtig so:

    2-3 Std. Abstand zu jedem Essen = wenn man von 12 bis 13 Uhr etwas isst, dann sollte man frühestens um 15 Uhr eine Tasse Milch trinken und dann frühestens erst um 17 Uhr wieder etwas essen???

    1. danielawolff

      Hallo Mela,
      die 2-3 Stunden Abstand gelten für das Abendessen. Nach 18 Uhr ist die Verdauungskraft bereits deutlich reduziert, somit ist die schwer verdauliche Milch zusammen mit einer Mahlzeit oder kurz danach keine gute Idee.
      Dies sind allgemeine guidelines, die individuell verändert werden können, da jeder eine andere Verdauungskapazität hat.
      Ganz unabhängig von der Milch sollte man nach dem Mittagessen, das idealerweise die größte Mahlzeit des Tages ist, frühestens nach 4-5 Stunden wieder etwas essen.

      Und es bleibt die generelle Problematik mit der heutigen Milchqualität, bei der man sich überlegen muss, wieviel man sich davon antun will. Sogar die allerbeste Milch (Rohmilch von Biokühen) ist nur in kleinen Mengen ein gesundes Nahrungsmittel.

  2. Olivia

    Hallo Daniela,
    mich würde sehr interessieren, wie deine Meinung zu den Pflanzenmilch-Produkten ist, die ja oft als Alternative zu Milchprodukten gepriesen werden? Wie siehst du deren Gesundheitswert?
    Das sind ja durchwegs stark behandelte Lebensmittel (ultrahocherhitzt etc.)

    Danke!
    O.

    1. danielawolff

      Hallo Olivia,
      du hast völlig recht mit deinen Gedanken. Industriell hergestellte Pflanzenmilch hat mit Sicherheit keinen sehr hohen Gesundheitswert. Der Anteil der jeweiligen Pflanze ist zudem sehr sehr gering, das meiste ist Wasser. Und wenn man nicht aufpasst sind Agavendicksaft, Emulgatoren und anderes Zeugs dabei.
      Anders ist es mit selber hergestellten Nuss- und Getreidedrinks. Bei Mandeln ist das sehr leicht, mit den Getreiden probiere ich gerade Alternativen. Diese Drinks halten nicht sehr lange im Kühlschrank, deshalb macht man sie nur in kleinen Mengen. Und man kann sie nährstoffdichter machen, indem man sie nicht so stark verwässert.

      1. Olivia B.

        Hallo Daniela,
        vielen Dank für deine Antwort! Selbst herstellen hab ich noch nicht probiert, da ich nur einen Pürierstab aber keinen Mixer besitze. Ich habe jetzt für mich eine schnelle Alternative gefunden: Mandelmus (das ich als Brotaufstrich liebe!) mit Wasser gemixt. Da kann ich auch die Sämigkeit variieren. Vielleicht nicht ganz original, aber besser als die gekaufte Mandelmilch allemal 😉
        Schöne Grüße
        O.

  3. Jenifer

    Ha, endlich mal eine „ganzheitlich Betrachtung“ – Als Milch-Experte stimme ich in vielem zu! Insbesonder eine Demeter-Vollmilch aus der Glasflasche ist „die beste käufliche Vollmilch“.
    Vorzugsmilch = Rohmilch, unter definierten, strengen gesetztlichen Hygiene-Vorschriften und Milchkontrollen erzeugt. Rohmilch ist jegliche Milch, die „gemolken und gekühlt“ wurde, also ab Hof aus dem Milchtank zu bekommen ist.

    Der Power-Start in den Morgen – als Frühstück:
    Ich liebe Kakaomilch – aus Rohmilch, auf max. 38°C erwärmt, mit Zuckerrübensirup und Kakaopulver (Back-Kakao, also pur ohne Zucker, 1 geh. EL auf 1 L).
    Wer Spaß an Variationen hat:
    A) die Milch-Herkunft (Hof) wechseln
    B) die Kakao-Herkunft (Firma, Herkunftsland) variieren

  4. Anna

    Liebe Daniela, vielen Dank für deine gut verständlichen und ausführlichen Erklärungen zum Thema Milch. Ich werde in meinem Alltag direkt die Konsequenzen daraus ziehen. Auch deine Antwort auf die Frage bzgl. Pflanzenmilch ist super hilfreich. Ab jetzt nur noch „gute“ Milch!
    Viele liebe Grüße Anna