Einige weise Rishis saßen vor tausenden von Jahren in einem vermutlich indischen Wald zusammen und haben (unter anderem) über die Verbesserung der Verdauungskraft beraten. So sagt es zumindest die Legende :-). Herausgekommen sind dabei 7 (in manchen Texten 8) Leitlinien, die auch mit unsere modernen Essmöglichkeiten äußerst kompatibel sind.
Die erste dieser Empfehlungen betrifft die Qualität der Nahrungsmittel. Damit ist zum einen gemeint, dass man erkennen und erspüren kann, ob Nahrungsmittel leicht oder schwer, trocken oder ölig, wärmend oder kühlend, hart oder weich, rauh oder samtig sind. Es gibt noch weitere 5 Eigenschaftspaare, die hier genannten sind jedoch für die Ernährung die wichtigsten. Man kann dies nicht in der Schule lernen oder in Kochbüchern nachlesen. Ursprünglich wurde dieses Wissen durch die Tradition und Region bestimmt und natürlich auch durch die Weitergabe innerhalb der Familie, das Kochen von Großmüttern, Tanten, Müttern und Kindern zusammen.
Heute geht es nicht mehr ganz so idyllisch und großfamiliär zu und Kinder lernen diese Unterscheidungen nicht beim Fast Food in der großen Pause, oft wissen die Mütter es ebenfalls nicht mehr. Kochshows sind dafür auch nicht hilfreich, da die Show naturgemäß nicht schlicht und alltagstauglich sein kann, sondern von Effekten lebt, mal abgesehen von sehr bodenständigen Programmen. So hilft nur noch die eigene Intuition, das Bauchgefühl und das genaue Beobachten, welche der o.g. Eigenschafen einer Nahrung auf den Körper wirkt. Eine sehr spannende Übung übrigens.
Zum Glück gibt es Kräfte, die das Traditionelle und Regionale zurückzuholen versuchen in unsere Küchen. Tolle Kochbücher wie “Österreich vegetarisch” oder “Deutschland vegetarisch” (gerade erschienen), von der quirligen Katharina Seiser herausgegeben und die deutsche Version von einem meiner Lieblings-Foodblogger bestückt, Stevan Paul. Seine App “Go veggie!” läßt bei jedem größeren Kochevent mein iPad heißlaufen :-).
Lebensmittel mit Qualität
Der zweite Qualitätspunkt betrifft die Herstellungsqualität der Nahrungsmittel und darüber kann man nun genügend Informationen aus Medien und Internet beziehen. Am meisten erfährt man, wenn die Qualität daneben ist, sprich wenn mal wieder ein Lebensmittelskandal die mediale Runde dreht.
Qualität ist alles. In jeder großen Ernährungsstudie, bei der die Ernährung der westlichen Welt (raffiniertes, massenproduziertes, fleischlastiges, qualitätsarmes Essen) mit der von Urvölkern (frisches, einfaches, regionales, gemüselastiges Essen) verglichen wurde, waren die Gesundheitswerte der zweiten Gruppe um Welten besser. Was nichts anderes bedeutet, dass man mit der Anhebung der Nahrungsqualität seinen Stoffwechsel und sein Wohlbefinden kräftig ankurbeln kann.
Der ayurvedische Grundsatz lautet, die best möglichen Nahrungsmittel, die in der Region und Saison erhältlich sind, zu verwenden. Meist ist das heute Bioware, die möglichst unbehandelt bzw. wenig verarbeitet ist. Ja natürlicher, desto nährstoffreicher. In der Großstadt wird man mit guter Ware flächendeckend bedient, in ländlichen Regionen bedarf es manchmal einiger Recherchen, um die Bauern, Hofläden oder Wochenmärkte seines Vertrauens zu finden.
Die gute Nachricht: es gibt hierzulande genügend hochwertige Lebensmittel zu kaufen. Die weniger gute: Man muss sie manchmal aus einem Meer an Massenware und industrialisiertem Essen herausfischen. Hat man aber einmal seine Quellen gefunden, wird der Einkauf zum Kinderspiel. Und für alle, die wenig Zeit haben gibt es sowieso die perfekte Lösung: Biokisten.
Die Merkmale von Qualität sind: frisch, organic, handgemacht, regional produziert, hohe Nährwertdichte, wenig Toxine, hergestellt mit hoher Ethik, geschmackvoll, aromareich, ohne synthetische Zusatzstoffe, die das Fehlen von echten Nährstoffen maskieren soll. Für Michael Pollan sind nur dies echte Lebensmittel, alles andere sind lediglich essbare Substanzen. Dazu gibt es ein unbedingt lesenswertes Buch von ihm.
Mit dem Essen ist es wie mit allen Gütern. Man bekommt, was man dafür bezahlt. Und manche investieren wenig in Lebensmittel und viel in Pillen, die die Folgen des billigen Essens reduzieren sollen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt von Qualität ist:
Je schlecher das Essen, desto mehr konsumieren wir.
Weil das schlechte Essen wenig Nährstoffe hat, verlangt der Körper nach einer größeren Menge. Das Gehirn registriert fehlende Nährstoffe und sendet das weiseste Signal: iss mehr! Und so beginnt der Kreislauf der Verdauungsprobleme.
Je hochwertiger die Lebensmittel, desto weniger benötigen wir. Große Portionen sind nicht nötig und waren es nie. Es sei den man hat Marathon, Triathlon oder andere Leistungssportarten zum Beruf oder Hobby.
Wenn wir frische und organische Nahrungsmittel wählen, wird die Ernährung nährstoffreicher. Auch wenn die Medien im Quartalsrhythmus gerne Biobashing betreiben. Und dabei nie die Pestizide erwähnen, die dem Körper nachweislich schaden können oder die Böden, die im Biolandbau einfach “gesünder” sind.
Wer eine hohe Nährstoffdichte konsumiert, ist länger satt und hat weniger Gelüste auf Zwischenmahlzeiten und Snacks. Die höhere Investition in gute Lebensmittel wird durch weniger Menge zumindest etwas ausgeglichen.
Ernährung und Wissenschaft
Studien zum Thema Ernährung betrachten selten die Qualität der Nahrung. Dies ist einer der Gründe, warum diese Studien oft zu konträren und sich widersprechenden Ergebnissen kommt. Und vieles ist rein wissenschaftlich nicht erklärbar. Z.B. warum das Karotin einer Karotte eher dem Körper zur Verfügung steht als das Karotin aus einer Pille.
Oder das berühmte French Paradox. Die Amerikaner mit ihren riesigen Gesundheitsproblemen und ihrer lowfat Diät wundern sich, warum die Franzosen, die spät am Abend essen, nicht auf die Kalorien achten, nicht wenig Fettes verzehren, Weißbrot in Mengen konsumieren, ihren Wein geniessen und dann auch noch Käse am Ende der Mahlzeit nehmen, so schlank und gesund sein können, keine Cholesterinprobleme haben, eine deutlich niedrigere Herzinfarktrate und die Frauen so schön und elegant sind. Wissenschaftlich nicht erklärbar.
Sie vergessen, dass Faktoren wie Genuß, Zeit beim Essen, Entspannung und eben hohe Qualität eine nicht minder große Rolle spielen. Und dass die Franzosen am nächsten Morgen nicht ham, beans, bacon und eggs verzehren. Sondern sich ein halbes Croissant in den Kaffee tunken und dem Abendmahl Zeit geben zum Verdauen bis zur Mittagszeit. Das einzige Paradox ist, dass die Wissenschaftler den Zusammenhang nicht verstehen…
Wissenschaftlich wird Nahrung als eine Ansammlung von Vitaminen, Mineralien, Makronährstoffen und anderen chemischen Substanzen beschrieben. Wir sind gewohnt, dass dies gemessen und auf die Etiketten gedruckt wird und wir daran ablesen können, wie viele Nährstoffe wir zu uns nehmen. Doch dieser Ansatz ist veraltet und hat mit der Ernährungsrealität wenig zu tun. Auch Mikrowellenessen und das billigste Fertiggericht kann auf der Verpackung eine Liste von angeblichen Nährstoffen chemisch nachweisen. Doch wir wissen längst, dass man mit einem Dauerkonsum an Fertiggerichten nicht gesund bleiben kann. Essen ist mehr als ein Haufen chemischer Substanzen. Essen ist Energie und Information.
Ayurveda und TCM haben die Nahrung übrigens nie nach Nährstoffen bewertet. Viel wichtiger und relevanter ist die energie-spendende Qualität der Lebensmittel. Beschrieben wird dies über Elemente und Archetypen wie Wasser, Erde, Luft, Feuer, Raum, Metall, Holz, Yin, Yang, Qi, Prana, Vata, Pitta, Kapha etc.. Nichts kann man davon unter dem Mikroskop sehen, doch deren Wirkungen sind spürbar und sichtbar. Yin und Yang sind für einen Chinesen so real wir für uns Proteine oder Kohlenhydrate.
Somit ist der wahre Wert eines Lebensmittels nicht an einem Etikett ablesbar und auch nicht durch pseudowissenschaftliche Faktoren, sondern in der Energie und Information, die es enthält. Und diese beinhaltet nicht nur Kalorien, Vitamine, Eiweißgehalt usw., sondern wie die Nahrung gewachsen, geernet, bearbeitet, transportiert, gekocht und gegessen wurde.
Die meisten Menschen erwarten vom Essen, dass es Ihnen Energie, Glück, Schönheit und Gesundheit liefert. Gut, die einzige Möglichkeit, diesen hohen Anspruch zu realisieren besteht darin, das Essen mit diesem Bild vor Augen herzustellen. Wenn man mit Ethik und Humanität Essen kultiviert, wird die Ernte wie gewünscht ausfallen. Und wenn wir Böden und Tiere auf brutalste Weise ausbeuten, wird sich das in unseren Körpern widerspiegeln. So ist die Natur. Wir haben die Wahl.
Die Natur ist heute bunt und farbig, der Herbst eben. Warum nicht mal eine Qualitätswoche einplanen und die bunte Vielfalt der Möglichkeiten vergrößern? 🙂