Da gibt es einen Kochtrend und ich krieg ihn nicht mit bzw. erst durch diesen Artikel in der F.A.S. über “Meal Prep”. Kochen UND Essen wird heute scheinbar von vielen Menschen als eine zeitaufwändige Herausforderung empfunden. Deshalb bereitet man das Wochenmenü an einem Tag zu (z.B. Sonntag), die Speisen werden in Portionen im Kühlschrank (oder Eisfach) gelagert und im Laufe der Woche Tupperdose für Tupperdose verzehrt. Man steht also einmal die Woche 5-6 Stunden in der Küche statt 6 mal die Woche 45-60 Minuten (für Frühstück und 1 Hauptmahlzeit). Wer rechnen kann wird übrigens was bemerken… ;-).
Medien, Internet, einige Ernährungsberater (!) und sog. Gesundheits-Kochbücher promoten dieses Vorkochen, das auch batch cooking genannt wird, als Lösung für Menschen mit Gesundheitsproblemen und wenig Zeit. Die Empfehlung, selbst zu kochen, ist per se eine super Idee. Diese wird allerdings durch das tagelange lagern komplett zunichte gemacht, weil gekochte Nahrung auch im Kühlschrank keineswegs “forever young” bleibt und durch das Lagern relativ schnell wichtige Nährstoffe abbaut und ziemlich ungesund wird. Erst recht durch das Erwärmen in der Mikrowelle. Die Unwissenheit darüber führt zu Denkfehlern, die vermutlich aus Unbedachtheit und einigen Fehlinformationen genährt werden. Ich nehme o.g. Artikel zum Anlaß, mit einigen Zitaten ein paar dieser Denkmuster anzuschauen.
Denkfehler #1: Essen muss/darf nicht viel kosten
Nur knapp 25 Euro habe ich für diesen kompletten Wocheneinkauf ausgegeben. Zwar habe ich nicht alle Zutaten frisch einkaufen müssen, denn die Grundlagen wie Reis, Haferflocken, Gewürze und Dosengemüse hatte ich bereits zu Hause.
Mit diesem Betrag für frische Lebensmittel (Obst und Gemüse) liegt man eher an der Untergrenze für qualitativ hochwertige Zutaten pro Woche. Aus der Nahrung bilden sich unsere Körperzellen, von denen wiederum die Kraft und Gesundheit unserer Gewebe und Organe abhängen. Kommt minderwertiges (Essen) rein, kommt minderwertiges (Gewebe) raus, upcycling ist auf diesem Weg nicht vorgesehen. Unter diesem Gesichtspunkt scheint es mir sinnvoller, die bestmögliche Qualität an Nahrungsmitteln, die uns zur Verfügung steht, einzukaufen. In erster Linie sind das Lebensmittel aus Bioanbau, sofern sie nicht überdurchschnittlich lange Wege vom Bauern bis zu uns auf sich nehmen mussten. Je näher die Produkte angebaut werden, desto günstiger sind sie übrigens zu haben.
Denkfehler #2: Nahrung aus der Dose sind Lebensmittel
Um dennoch möglichst frisch und gesund zu kochen, möchte ich ausschließlich vegane Zutaten verwenden, wie es auch viele Mitglieder der Meal-Prep-Community tun. Die Grundlage bilden rote Linsen und Kidneybohnen, beides kommt vorgekocht aus der Konservendose und muss nur umgefüllt werden.
Vegane Zutaten auf der Shoppingliste sind nicht automatisch gesund. Vor allem nicht, wenn sie aus der Dose kommen oder anderweitig stark verarbeitet sind. Man entscheidet sich dann nämlich für Nahrung ohne Prana (Lebensenergie), das durch die industrielle Verarbeitung verloren geht.
Michael Pollan nennt diese Dinge in seinem Bestseller (Essen sie nichts, was Ihre Großmutter nicht als Essen erkannt hätte) “essbare Substanzen” und unterscheidet sie klar von LEBENS-Mitteln, die dem Körper Energie, Kraft und Wohlbefinden schenken. LEBENS-Mittel wie Gemüse, Obst, Rohmilch usw. verderben nach kurzer Zeit, deshalb kauft man sie immer so frisch wie möglich, bevorzugt am Wochenmarkt.
Denkfehler #3: Essen bereitet man so nebenbei zu
Noch bevor ich den ersten Topf aus dem Schrank hole, stelle ich meinen Laptop bereit: Wenn ich an einem Sonntag schon stundenlang in der Küche stehen muss, möchte ich dabei wenigstens eine Serie anschauen.
Ein Leiden unserer Zeit: Multitasking, viele Dinge gleichzeitig machen möchten, das sog. FOMO-Prinzip, Fear Of Missing Out. Letztendlich macht man alle Sachen mit geteiltem Fokus und halbem Herzen, das Ergebnis ist dann oft nur halb befriedigend. Der Autorin geht es ähnlich, denn irgendwann realisiert sie, dass sie von der Serie am Laptop nicht mehr viel mitkriegt. Gut so, sie war irgendwann beim Kochen voll bei der Sache :-).
In seinem eigenen Zuhause hat man mehr als anderswo die Möglichkeit, sich ohne den täglichen Overload auf eine einzelne Sache zu konzentrieren. Die Freude beim Kochen, den die einen als Küchenflow, andere als Meditation bezeichnen, kommt dann, wenn man seine ganze Aufmerksamkeit dem Prozess widmet.
Denkfehler #4: Frühstück aus dem Kühlschrank ist hip
Ich […] schnappe mir dann die erste Joghurt-Box aus dem Kühlschrank. Das eiskalte Obst schmerzt ein wenig an den Zähnen…
Da finden sich vermutlich viele wieder, die morgens etwas kühlschrank-kaltes essen ;-). Unabhängig von empfindlichen Zähnen, ist es keine Spitzenidee, morgens sehr kalt zu essen. Das Verdauungsfeuer ist nämlich noch im Halbschlaf und kann daher das System nicht wirklich “anheizen”. Zudem zeichnen sich die Morgenstunden durch eine kalte, rauhe, träge und schwere Qualität aus, die durch identische Eigenschaften beim Frühstück noch verstärkt wird (“gleiches erhöht gleiches”).
Ideal wäre das Gegenteil, etwas warmes, weiches, leichtes, um diese Eigenschaften des Morgens auszubalancieren (“das gegenteilige gleicht sich aus”). Leider ist das keine gute Nachricht für die Fans von Overnight Oats, der trendigen Variante des Birchermüslis. Warme Porridges oder Brei, gedünstetes Obst bzw. alternativ Suppe oder Gemüse wären dagegen harmonisierende Frühstücksoptionen. Vieles davon ist sehr schnell zuzubereiten.
Denkfehler #5: Mikrowelle ist eine prima Möglichkeit, um Essen zu erwärmen
Und auch die Buddha-Bowl ist mittags noch taufrisch: Mikrowelle auf, Tupperdose rein, kurz erwärmen, dann die Sauce drüber.
Mikrowelle verändert die molekulare Struktur von Lebensmitteln und macht damit jedes Prana (Lebensenergie), das in einer Nahrung vorhanden ist, zunichte. In wenigen Minuten/Sekunden. Wenn man Essen so erwärmen möchte, dass Nährstoffe erhalten bleiben, eignet sich besser ein Dampfgarer (Regenerieren-Funktion) oder einfach ein Kochtopf, falls dies am Arbeitsplatz möglich ist. Mikrowelle und gesunde Ernährung sind definitiv inkompatibel.
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Denkfehler #6: Gekochtes Essen hält sich im Kühlschrank viele Tage frisch
Tag 5: … Aber leider beginnt der Broccoli zu kränkeln, er ist so braun, dass ich ihn lieber wegwerfe. Besitzen all die berühmten Meal-Prepper einfach noch bessere Dosen als ich? Kältere Kühlschränke? Oder mit welchen geheimen Tricks schaffen sie es, dass ihr Gemüse eine ganze Woche lang frisch bleibt?
Tag 6: Nun sind es die Früchte auf dem Joghurt. Schon beim Öffnen der Dose schlägt mir ein fauliger Geruch entgegen, der Inhalt landet komplett in der Tonne. Die Mär von weniger Lebensmittelverschwendung hat mein Meal-Prep-Plan nicht erfüllt.
Ja so ist sie, die Natur ;-). Gesunde Lebensmittel verrotten. Michael Pollan empfiehlt deshalb zu Recht: “Essen Sie nur Lebensmittel, die verderben können”.
Es gibt keinen geheimen Trick und keine besseren Dosen oder Kühlschränke. Wenn ein am Sonntag blanchierter Brokoli am Freitag noch frisch und grün aussehen würde, hätte ich ärgste Bedenken, dass es sich dabei um ein Genmonster handelt. Auch die Idee, Obst mit Joghurt gemischt könnte nach 6 Tagen im Kühlschrank noch frisch sein, klingt für mich etwas, ähmm… weltfremd?
Gekochte Nahrung sollte sofort, spätestens aber innerhalb von 24 Stunden gegessen werden. Nach dem Kochen fängt die Fermentation an, das lässt sich zwar im Kühlschrank verlangsamen, aber nicht stoppen. Die Speisen verlieren zukzessive ihr Prana und auch ihren Geschmack. Für letzteres gibt es Ausnahmen, viele kennen Eintöpfe, die am nächsten Tag fast noch besser schmecken, trotzdem liefern sie weniger Energie und Lebenskraft als am Tag zuvor.
Es gibt Ausnahmen wie Chutneys, Marmeladen, Pickles, Gemüsepasten, Fermentiertes, Eingemachtes usw., deren Vorzüge sind ein eigenes Kapitel wert.
In der modernen Arbeitswelt ist es oft die einzige Möglichkeit, abends zu kochen und das gekochte am nächsten Tag als Mittagessen nochmals aufzuwärmen. Ein guter Kompromiss, wenn er zeitliche Probleme löst und den Tag stressfreier gestaltet. Über diesen Tag hinaus gelagerte Nahrung ist dagegen nicht sehr viel hochwertiger als z.B. Essen in der Kantine, das ja auch selten frisch ist. Der Körper produziert mit abgestandener Nahrung AMA (Unverdautes, Halbverdautes, Toxine, Schlacken), das die Verdauung schwächt und damit zusammenhängende Gesundheits-Probleme verursachen kann.
Denkfehler #7: Essen ist nicht so wichtig/nebensächlich
Weil ich mir die Zeit fürs Kochen nicht mehr nehmen muss, wird auch das Verspeisen selbst zur Nebensächlichkeit. Mein Mittagessen schaufele ich stets irgendwo zwischen Tür und Angel in mich hinein, die Mittagspausen werden kürzer. Ich fühle mich wie einer dieser Karrieremenschen, die immer einen abgepackten Proteinriegel dabeihaben – bloß keine wertvolle Zeit mit dem Luxus der Nahrungsaufnahme verschwenden! Vielleicht liegt es auch an der Eintönigkeit: Kein Mensch auf der Welt kann sich schließlich über den dritten Haferbrei in vier Tagen freuen.
Sehr wertvolle Erkenntnis. Und sie hat 2 Seiten. Wenn man die Ernährung der Blue Zones betrachet, hat das Kochen und Essen dort tatsächlich keinen so hohen Stellenwert, man kocht frisch, einfach, was gerade verfügbar ist und das in kleinen Portionen. Genau darin liegt der gesunde Aspekt, Essen wird nicht überfrachtet mit Genuss-Sucht, Diätideen und Dogmas.
Anders liegt der Fall, wenn man der Ernährung generell einen unbedeutenden Stellenwert in seinem Leben zuschreibt und dadurch evtl. minderwertige Lebensmittel, zur falschen Zeit oder in nicht passender Menge verzehrt. Das Wissen um die Ernährung, das früher durch Mütter und Großmütter weitergetragen wurde, fehlt heute oft. Die Lebensmittelindustrie füllt diese Lücke mit bunten (synthetischen) Versprechen, meist völlig naturfernen Herstellungs-Verfahren (die Milchindustrie ist ein anschauliches Beispiel) und einer Lebensmittelauswahl aus der ganzen Welt, die Saisons komplett ignoriert. Zusätzlich überfluten uns eine wachsende Zahl von Ernährungs-Gurus (oft frei von jeglichem ernährungsmedizinischem Wissen) mit oft verwirrenden Konzepten (Steinzeit, LowCarb, NoCarb, HighCarb, HighFat, LowFat, Frei von… usw.). Ich verstehe jeden, der sich da nicht mehr auskennt und dem naheliegensten Trend folgt, und sei es MealPrep ;-).
Die Priorität für das Essen und seine Zubereitung ging irgendwann parallel zum Anstieg anderer, (scheinbar) wichtiger Aktivitäten, mit denen wir unseren Tag vollplanen, zurück. Für unsere Mütter/Väter/Großmütter war für das Kochen ein fixes Zeitfenster eingeplant, das war garnicht disponabel. Wohlbefinden und Langlebigkeit läßt sich eng mit unserer individuellen Priorität für frisch gekochte Nahrung verknüpfen. Das liegt alleine in unserer Hand (und in der Küche 😉 ).
Das Fazit der Autorin:
Meal Prep für zwischendurch ist gar nicht schlecht. Eine ganze Woche lang würde ich es allerdings nicht mehr machen.
Kluge Frau :-). Am Sonntag kann man außerdem so viele andere spannde Dinge tun, endlich.
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Servus, gibt es Belege für die These der molekularstrukturzerstörenden Mikrowellen?