Frühling. Man sieht und vor allem riecht es. Wiesen und Bäume werden bunt und am Waldrand kommt einem der würzige Bärlauchduft schon von weitem entgegen. Alles fühlt sich nach restart an. Manches nach Neustart.
Frühling essen!
Der Speiseplan ändert sich umfangreich. Schweres Wurzelgemüse, Kürbis und Kohl fühlen sich nicht mehr richtig an. Dafür endlich Spargel, Radieschen, Mairübchen, Kohlrabi, frischer Spinat, Bärlauch, Löwenzahn und frische Kräuter! Frühling ist Kaphazeit, alles wächst, neues Potenzial entwickelt sich, Wärme und Feuchtigkeit sind dominant. In unserem Körper hat sich das Kapha (ein Mix aus Erde und Wasser) über den Winter aufgebaut (manche nennen es Winterspeck) und diese Schwere würden wir nur allzu gerne wieder loswerden. Der Schutzmantel des Winters wird nicht mehr benötigt, im Gegenteil, er bedroht nun unsere Gesundheit. Alles strebt nach Entlastung, Ausleitung, Erneuerung, Reinigung.
Die Wärme der Frühlingstage lässt das Kapha im Körper „schmelzen“ wie Schnee in der Sonne und zirkuliert in Blut und Lymphe wie ein überlaufender Fluss, was sich in Frühjahrs-Erkältungen, Heuschnupfen, Frühjahrsmüdigkeit, Übergewicht, einem weißen Belag auf der Zunge, schleimigem Stuhl u.ä. zeigt. Man muss nun nicht wissen, welcher ayurvedische Konstitutionstyp man ist, um sich im Frühjahr optimal zu ernähren. Die Prinzipien passen für (fast) jeden, es geht um „leichter werden, leichter essen, leichter denken, usw…“. Die Nahrungsmittel, die gerade um uns herum geerntet werden, sind genau richtig für uns und für diese Zeit. Man darf sich also eine Weile von Wurzelgemüse und Kürbis verabschieden, auch wenn diese Dinge seltsamerweise im Bioladen erhältlich sind. Z.B. Hokaido eingeflogen aus Südamerika. Falscher Kontinent, falsche Jahreszeit. Der Körper benötigt reinigende, entschlackende Gemüse und nicht nährende und aufbauende, die können warten bis zum Herbst. Noch ein bisschen warten können auch Tomaten (derzeit rote Wasserbälle ohne Geschmack) oder Bohnen und Erbsen aus Kenia. Demnächst kommt das eh aus der Heimat. Das ganze gilt auch für Äpfel, Birnen und Pflaumen, die derzeit den Globus umrunden, nur weil es in Südamerika und Neuseeland gerade Herbst ist… Die Obstzeit kommt früh genug, spätestens wenn die Erdbeeren süß und reif zum Selberpfücken bereit sind. Und sie dauert bis in den Winter, wenn Mandarinen und Granatäpfel die Vorweihnachstzeit fruchtig versüssen. Mehr braucht der Körper nicht.
Frühling trinken!
Es ist die beste Zeit im Jahr für grüne, saftige Smoothies mit Löwenzahn und Blutampfer aus dem Garten, Stangensellerie, Apfel oder Banane, Rucola und/oder Minze, was eben gerade so im Angebot ist. Jedes mal schmeckt es anders. Ich werde sicher nicht zum Rohköstler, aber diese Smoothies machen je nach Kontext Sinn. Z.B. an warmen Frühlingstagen und im Sommer, um den Körper zu kühlen und gleichzeitig Toxine auszuschleusen. Oder für Menschen, die viel Feuer in sich haben, also eher mal am überhitzen sind. Saftbars mit frischen grünen Smoothies gibts inzwischen reichlich, um verschiedene Kombinationen ausprobieren. Nicht die fertigen aus dem Supermarkt, die ja schon ein paar Tage alt sind… ;-). Und die mit Milchprodukten vermeidet man ebenso, es passt nicht wirklich zusammen, frisches Grün und Milch.
Einkaufsliste fürs Frühlingsessen
Das Essen auf unserem Teller kommt derzeit weiß und grün daher. Farbe bringen Karotten und Radieschen, während Pastinaken und Tomaten nicht mehr bzw. noch nicht Saison haben, man kann sie also getrost weglassen. Überhaupt wäre es spannend, mal all die bekannten Standardgemüse, die es 365 Tage im Jahr gibt (woher die wohl kommen?), liegenzulassen…
Im Frühling sollte man diese Nahrungseigenschaften bevorzugen:
- Leicht: z.B. Brühen, Blattgemüse, Spinat, Spargel, Rhabarber, Reis, Quinoa
- Trocken: z.B. Roggen, Hirse, Gerste, Hülsenfrüchte
- Warm: z.B. gedämpftes und gekochtes Gemüse, Gewürze, Suppen, Kitchari (eine ideale Fastenspeise, zum Rezept)
Die idealen Geschmacksrichtungen sind:
- Bitter: z.B. Blattgemüse, Brokoli, Küchenkräuter und Wildkräuter (Löwenzahn, Brennesseln, Giersch, Sauerampfer usw.), Kurkuma, Spirulina, Mairübchen, Zitronen- und Orangenschalen
- Astringierend: z.B. Buchweizen, Roggen, Gerste, Stangensellerie, Kurkuma, Cranberry, Rosinen, Honig, Spinat
- Scharf: z.B. Senfsamen, frischer Ingwer, Pfeffer, Rettich, Radieschen, Knoblauch, Zwiebeln, Bärlauch Alle diese Nahrungsmittel helfen, überschüssigen Schleim und Giftstoffe aus dem Körper auszuleiten, für Erleichterung zu sorgen und die Verdauungskraft zu verbessern.
Nahrungsmittel, die reduziert werden sollten:
- Schwer: z.B. Wurzelgemüse (Pastinaken, Petersielienwurzeln, etc.), Nüsse und Samen (Ausnahme: Mandeln, Sesamsamen und Kürbiskerne), Eier, Milchprodukte wie Joghurt und Käse, Fleisch und Wurst, Vollkornbrot, Kuchen und Weismehlprodukte
- Ölig: Fette und Öle (außer Omega3-Öle wie Leinöl), ölige Nüsse, Frittiertes, ölige Speisen
- Kühl: kaltes Essen, Rohkost, Eisgekühltes
Geschmacksrichtungen, die reduziert werden sollten:
- Süß: ist gleichzeitig schwer, z.B. sehr süße Gemüse (Wurzelgemüse, Süßkartoffeln), Zucker in konzentrierter Form, Süßspeisen
- Sauer: z.B. Yoghurt, Essig, Tomaten,
- Salzig: z.B. Käse, Wurst, Fertiggerichte, Sojasauce im Übermaß
Frühlings-Gewürze-Mix
2 EL gemahlener Zimt 2 EL gemahlener Ingwer 1 EL gemahlener Kardamon (idelaerweise frisch gemahlen) 1/2 TL schwarzer Pfeffer Gut für kühle Morgenstunden. Dieser Gewürzmix ist ideal für süße Gerichte und Chai. Es wärmt und unterstützt die Verdauung. Passt sehr gut zu Frühstücksbrei, Porridge, in heiße Milch, Tee, Kaffee, etc. Man kann es großzügig verwenden.
Zusätzliche Unterstützung für die Entlastung und einen reibungslosen Übergang bieten:
- Viel warmes Wasser trinken
- Tees mit wärmenden Gewürzen (Ingwer, Zimt, Nelken)
- Weniger Essen
- Ausreichend schlafen, früh zu Bett gehen, die frühen Sonnenstrahlen nutzen
- Überstimulation vermeiden: TV, Radio, Internet, Zeitungen, Soziale Aktivitäten reduzieren
- Ölmassagen, 2-3 mal die Woche (idealerweise täglich) vor dem Duschen
- Auf Bodylotions verzichten, um die Hautporen frei zu halten für den Abtransport der Gifte
- Idealerweise chemiefreie Kosmetikprodukte, Putz- und Waschmittel verwenden
- Ins Freie gehen, Spazieren gehen, Radeln, kurze Sonnenbäder geniessen, usw.
- Neues ausprobieren: Essen, Pflanzen, Yoga, Meditation, …
Nicht wundern, auch die Seele atmet auf und die Gelegenheit ist günstig, ein paar alte Gedankenmodelle über Bord zu werfen. Somit wünsche ich einen erfrischende und äußerst inspirativen Frühling! 🙂
Überarbeitet im April 2018
Liebe Daniela,
auf deiner Seite zu schmökern ist immer wieder eine Freude und sehr inspirierend. Nun ist die „grüne Welle“ oder besser gesagt der „Grüne Smoothie“ auch bei mir angekommen. Nachdem ich mir im Internet ein sehr intessantes Interview mit Andrea Nossem (Autorin von Grüne Smoothies. Genießerrezepte für jede Jahreszeit) angesehen habe, ist der Funke übergesprungen. Andrea Nossem hat sich sehr ausführlich und mit einem ganzheitlichen naturverbundenen Blick mit dem Thema beschäftigt. Das gefällt mir. Ich habe gleich danach auf deiner Seite nachgeschlagen, was du zum Thema schreibst :-). Ich weiß von deinem Kochkurs bei SOMA Yoga Freiburg, dass du dir einen Hochleistungsmixer gekauft und dich mit dem Grünen Smoothies ebenfalls beschäftigt hast. Hast du dich für den Revoblend entschieden, weil er so angenehm schlicht konzipiert ist und bist du nach wie vor mit der Entscheidung zufrieden? Ich stehe kurz vor der Kaufentscheidung, daher freue ich mich über deinen Rat und deine Erfahrungen zu den Grünen Smoothies.
Schon ganz gespannt auf die neue grüne Welle und die Veränderungen, die sie mit sich bringt, grüße ich dich sehr herzlich.
Liebe Grüße aus Staufen
Susanne
Liebe Susanne,
wenn ich heute einen Powermixer kaufen würde, dann wäre es wohl ein Modell von Bianco oder doch das Original, der Vitamix. Für Bianco spricht das Design, für den Vitamix die lange Garantie. Die Modellpalette von Bianco war vor 2 Jahren noch sehr klein, deshalb habe ich mich damals für den Revoblend entschieden.
Was die grünen smoothies betrifft, möchte ich dir noch diesen Artikel empfehlen: http://ayurvedanextdoor.com/why-good-ayurvedists-dont-drink-smoothies/. Der andere Pol zu all den Lobeshymnen ;-).
Nach der Erfahrung der letzten 2 Jahre verwende ich grüne smoothies von Frühling (wegen der frischen, jungen Blatgemüse und Kräuter) bis Spätsommer (wegen der „Kühlung“), jedoch nicht in anderen Jahreszeiten. Ich verwende generell wenig verschiedene Zutaten, vermeide also großes Durcheinander und nehme nie eisgekühltes dazu, beliebt sind ja gefrorene Bananen. Milchprodukte im Smoothie sind ebenfalls ein no-go. Ansonsten geniesse ich die Smoothies in kleinen Mengen und habe das Gefühl, sie sind eine schöne Bereicherung der Ernährungspalette.